Über den Mond

Natürlich ist es kalt hier jetzt,
was glaubst denn du?
Ich hab den Mond auf seine Bahn gesetzt
und seh’ ihm noch ’ne Weile zu
hier vom Fenster meiner Kate
hinterm Dorf, das es mal gab,
wo ich, seit du fort bist, warte
auf Nachricht aus dem Hamsterrad.

Die Zustellerin mit dem Sichelblick
und dem krähenschwarzen Haar
brachte nur das geborgte Buch zurück,
und blieb noch bis zum Kaffee da,
erzählte mir bei sehr viel Rum
von ihrer Reise nach Weiß-Ich-Wohin.
Nur ihr Prinz, der sei noch nicht gekommen.
Die‘s mehr als nur ’n bisschen sonderbar.

Sieh, die Pubs sind leer, selbst Freitagnacht.
Die Trinker und auch die ohne Glück
haben gepackt und sich davon gemacht,
die lange Straße nach Nie-Mehr-Zurück.
Auf dem Teppich, wo wir lagen,
mit der Flasche vor den Knien
träum ich mich nun in deine Arme
durch die roten Flammen im Kamin.

Und dann rollt der sich hoch,
hebt ab und fliegt los,
übern Mond und übers Meer
vorbei am Gluthorizont
bis hin zu dir in das Land
der Gipsies und Krawattenmänner
Und da sitz ich am gedeckten Tisch
mit dir und deinem ganzen Team
und den Dreck an den Schuhen,
mit meinen schlechten Manieren
erzähl ich euch von hier und von unterwegs,
und was ich alles gesehen hab,
und du siehst mich nur an und sagst:
Was redest du denn da?
Was redest du denn da? – und ich:
Was redest du denn da?

Der Mond liegt betrunken auf dem Feld,
ich hab die Krähen drüber fliegen sehen
auf meinem Weg ins Dorf, zurück in die Welt,
traf ich beim Friedhof die freundliche Postbotin.
Sie kommt vorbei heut nach der Schicht,
will sich die Bohrmaschine leihen.
Sie wird, weiß sie, genau wie ich,
hier im grauen Tal in grün bestimmt
noch ein paar Jahre bleiben.